"Aus Sicht der Games-Unternehmen in Deutschland fällt die Halbzeitbilanz der Ampel-Koalition wenig positiv aus. Wenn die aktuelle Legislaturperiode nicht als verlorene Zeit in Erinnerung bleiben soll, müssen jetzt deutliche Fortschritte bei der Games-Förderung, der Gemeinnützigkeit des Esports oder beim Standort-Marketing erfolgen. Aktuell läuft die Bundesregierung ihrem im Koalitionsvertrag selbst gesteckten Ziel, den Games-Standort Deutschland stärken zu wollen, noch hinterher", so fasst Lars Janssen, Vorstandsvorsitzender des game – Verband der deutschen Games-Branche, den Blick der Games-Unternehmen auf die ersten zwei Jahre der Ampel-Koalition zusammen.
Den größten Handlungsbedarf gibt es bei der Games-Förderung. Seit dem Antragsstopp im Mai 2023 drohen, auch wegen einer Absenkung der Fördermittel für das kommende Jahr, bis Anfang 2025 keine Gelder für neue Projekte zur Verfügung zu stehen. Um dies zu verhindern und den aktuellen Aufschwung der Games-Branche in Deutschland nicht direkt wieder abzuwürgen, fordert der Verband die kurzfristige Aufstockung der Fördermittel auf 125 Millionen Euro für 2024. Mittelfristig braucht es zudem die Einführung einer zusätzlichen steuerlichen Games-Förderung. Diese ist ein notwendiger Schritt, um mit den international erfolgreichen Standorten mithalten zu können, wie eine aktuelle Studie zuletzt klar belegte. Auch bei der Gemeinnützigkeit des Esports bleibt die Ampel-Koalition bisher noch ihre Versprechen schuldig. Obwohl alle drei Koalitionspartner hinter diesem Ziel stehen und es so auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben wurde, ist es immer noch nicht umgesetzt worden. Ähnlich sieht es beim Standort-Marketing aus, das das Wirtschaftsministerium voranbringen wollte: Zwar gibt es einzelne Projekte wie die Auslandsmessebeteiligungen oder einen „German Evening“ auf der Game Developers Conference in San Francisco. Weiterhin fehlen allerdings ein umfassendes Konzept und entsprechende Maßnahmen, um weltweit für den Games-Standort Deutschland aktiv zu werben, wie es andere Top-Standorte längst machen.
"Mit der Games-Förderung, dem eigenständigen Games-Referat und der Games-Strategie wurden in der letzten Legislaturperiode mit parteiübergreifender Unterstützung erfolgreich drei zentrale Grundsteine für die Aufholjagd Deutschlands als Games-Standort gelegt. Unter anderem eine eindrucksvolle Gründungswelle war die Folge. Doch jetzt droht die Regierung mit dem Antragsstopp und der Unzuverlässigkeit bei der Förderung und einer bislang nicht umgesetzten Games-Strategie den Aufschwung direkt wieder abzuwürgen. Das schafft auch international Verunsicherung, ob es Deutschland mit seinem Ziel ernst meint, zu den internationalen Top-Standorten aufschließen zu wollen. Zahlreiche Nationen und viele der erfolgreichsten Unternehmen der Welt begreifen Games als Schlüsselfaktor für kulturellen und wirtschaftlichen Erfolg, für Digitalisierung und Innovation. Die deutsche Regierung, insbesondere das Bundeswirtschaftsministerium, das sich aktiv die Hauptzuständigkeit für Games genommen hatte, muss den Worten auch Taten folgen lassen. Im internationalen Wettbewerb bestehen wir nicht mit Hin und Her und politischen Trippelschritten. Wir als deutsche Games-Branche wollen aus eigener Kraft zur Weltspitze aufschließen. Das geht nur mit wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen", sagt Lars Janssen, Vorstandsvorsitzender des game – Verband der deutschen Games-Branche.
Positiv fallen lediglich die Fortschritte beim Thema Fachkräfte aus. Mit der Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist der Zuzug von Fachkräften grundsätzlich vereinfacht geworden. Aus Sicht des game-Verbandes gibt es aber auch hier noch Verbesserungsbedarf, insbesondere bei der Beschleunigung von Verfahren oder bei der Willkommenskultur deutscher Behörden. Erste Verbesserungen werden auch bei der Entbürokratisierung wahrgenommen. So wurde unter anderem der Antragsprozess für die Games-Förderung optimiert. Auch die Verfügbarkeit schneller Breitbandzugänge hat sich leicht gesteigert.
Quelle: Pressemitteilung