Eine aktuelle Kaspersky-Analyse zeigt, dass Vishing-Angriffe zunehmen. So verzeichnete der Cybersicherheitsexperte zwischen März und Juni 2022 etwa 350.000 Vishing-Mails, allein im Juni waren es fast 100.000. Ein TikTok-Trend verdeutlicht derzeit, wie Cyberkriminelle bei diesem Schema vorgehen und warum dieses erfolgreich ist.
Bei Vishing (kurz für Voice Phishing) werden Einzelpersonen davon überzeugt, Cyberkriminelle anzurufen und persönliche Informationen und Bankdaten am Telefon preiszugeben. Wie die meisten Phishing-Schemata beginnt diese Methode mit einer ungewöhnlichen E-Mail, die vermeintlich von einem großen Online-Shop oder einem Zahlungssystem stammt. Während traditionelle Phishing-E-Mails das Opfer auffordern, einem Link zu folgen, um die Bestellung zu stornieren, fordern Vishing-E-Mails jedoch dazu auf, dringend die in der E-Mail angegebene Kundensupportnummer anzurufen.
Vishing wird von Cyberkriminellen genutzt, da die Opfer während eines Telefonats abgelenkter sind und sich weniger konzentrieren können. Sie üben Druck auf sie aus, schüchtern sie ein und fordern sie dazu auf, dringend ihre Kreditkartendaten anzugeben, um eine vermeintliche betrügerische Transaktion zu stornieren. Nachdem sie die Bankkontodaten des Opfers erhalten haben, verwenden die Cyberkriminellen die Informationen, um Geld zu stehlen.
Kaspersky-Experten haben in den vergangenen vier Monaten (von März bis Juni 2022) fast 350.000 Vishing-E-Mails entdeckt, in denen die Opfer aufgefordert wurden anzurufen und eine Transaktion zu stornieren. Im Juni stieg die Anzahl solcher E-Mails auf fast 100.000, was die Kaspersky-Forscher zu der Vorhersage veranlasste, dass dieser Trend an Dynamik gewinnt und voraussichtlich weiter zunehmen wird.
Beispiel TikTok zeigt, warum Vishing erfolgreich ist
TikToker haben dieses Vishing-Schema für ihre Videos adaptiert, mit dem Unterschied, dass sie weder eine betrügerische E-Mail im Voraus senden noch etwas von ihren Opfern stehlen – ihr Ziel ist die daraus resultierende Show, kein Geld. Der Anruf wird über einen Anrufbeantworter geführt, dessen Stimme mit einem Online-Übersetzer generiert wird. Meistens stellen sich die TikTok-Nutzer als Vertreter der Kundendienstabteilung eines großen Online-Shops vor und behaupten, sie hätten gerade eine Bestellung über mehrere tausend Dollar vom Opfer erhalten, die dieses bestätigen solle. Egal wie der Betroffene reagiert, lautet die Antwort des Anrufbeantworters: "Danke, Ihre Bestellung wurde bestätigt." Die Person am anderen Ende der Leitung glaubt nun, der Anrufbeantworter habe sie falsch verstanden und würde das Geld sofort von ihrem Konto abbuchen; dementsprechend geraten sie in Panik, schreien und merken nicht, dass ihnen ein Streich gespielt wird.
Roman Dedenok, Sicherheitsexperte bei Kaspersky kommentiert: "Ich sehe oft Videos auf TikTok, bei denen Menschen ein Streich gespielt wird. Ihnen wird in einem Anruf mitgeteilt, dass ihr Konto gleich mit Tausenden von Dollar belastet wird. Die Opfer glauben dies und verzweifeln. Sieht man solche Videos auf dem Handy, fragt man sich sicherlich: ‚Wie kann jemand auf so etwas hereinfallen?‘. Aber wenn Menschen im wirklichen Leben von Betrugsanrufen überrascht werden, sind sie meist gedanklich gerade mit etwas anderem beschäftigt und sie können nicht genau einschätzen, wer am anderen Ende der Leitung ist – ein Witzbold, ein Betrüger oder ein echter Sicherheitsexperte einer Bank."
Kaspersky-Tipps zum Schutz vor Vishing
- Die Absenderadresse stets überprüfen. Die meisten Spam-E-Mails stammen von Adressen, die keinen Sinn ergeben oder als Kauderwelsch erscheinen, wie beispielsweise Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Wird der Mauszeiger über den Namen des Absenders bewegt, der selbst möglicherweise falsch geschrieben ist, wird die vollständige E-Mail-Adresse angezeigt. Bei Zweifeln, ob eine E-Mail-Adresse legitim ist oder nicht, sollte sie zur Überprüfung in eine Suchmaschine eingeben werden.
- Überlegen, welche Art von Informationen angefordert werden. Legitime Unternehmen kontaktieren Nutzer nicht über unerwünschte E-Mails, um nach persönlichen Informationen wie Bank- oder Kreditkartendaten, Sozialversicherungsnummer oder anderen sensiblen Daten zu fragen. Im Allgemeinen sollten unerwünschte Nachrichten, die dazu auffordern, "Kontodetails zu überprüfen" oder "Kontoinformationen zu aktualisieren", mit Vorsicht behandelt werden.
- Vorsichtig sein, wenn die Nachricht ein Gefühl der Dringlichkeit hervorruft. Spammer versuchen oft, mit dieser Taktik Druck auszuüben. Die Betreffzeile kann beispielsweise Wörter wie "dringend" oder "sofortiges Handeln erforderlich" enthalten, um zum Handeln zu drängen.
Die Prüfung auf Grammatik und Rechtschreibung ist eine effektive Methode, um einen Betrüger zu identifizieren. Tippfehler und schlechte Grammatik sind Warnsignale. Ebenso seltsame Formulierungen oder eine ungewöhnliche Syntax, die dadurch entstehen können, dass die E-Mail mehrmals von Übersetzern hin und her übersetzt wird. - Installieren einer vertrauenswürdigen Sicherheitslösung wie Kaspersky Internet Security, die vor Gefahren warnt und Handlungsempfehlungen gibt.
Quelle: Pressemitteilung